Bakteriophagen bei Harnweginfekten erfolgreich / Entfernung der Zervix nach suprazervikaler Hysterektomie hat Komplikationen / Hirnerschütte-rungsrisiko bei Fussballspielerinnen erhöht / E-Zigaretten ersetzen kon-ventionelle bei Jugendlichen / Bariatrische Chirurgie kann Brustkrebsri-siko senken / Komplikationsrisiko bei Frauen mit Chronischer Hypertonie im ersten Trimenon bleibt hoch trotz strikter Blutdruckkontrolle / Brust-krebs jetzt weltweit häufigste Krebsart / fraktionierte CO2 Lasertherapie bei Lichen Sclerosus erfolgreich / Relugolix mit Kombinationstherapie verbessert Symptome des Uterusmyomatosus
Die Studie, bei der bei Männern, die eine transurethrale Prostataresektion benötigen und Harnwegsinfekte hatten, wurde randomisiert in eine mit Antibiotika behandelte Gruppe und eine mit Bakteriophagen therapierte Gruppe (Pyophage) sowie eine Plazebogruppe eingeteilt. Die mit Bakteriophagen behandelte Gruppe schnitt hier nicht schlechter als die Antibiotikagruppe ab. Eine Bakteriophagentherapie ist eine absolute Novität, die unter dem Aspekt zunehmender bakterieller Resistenzen eine hohe Brisanz hat. Nachteil ist sicher, dass die Bakteriophagen instilliert werden müssen; trotzdem: ein neuer, spannender Therapieansatz! (Leitner L et al.: Lancet Infect Dis 2021 Mar; 21:427–36)
Annette Kuhn
In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden die Daten von 1140 Patientinnen (2010–2014) ausgewertet, bei denen nach vormals erfolgter suprazervikaler Hysterektomie die operative Zervixstumpfentfernung erfolgte. Bei immerhin 18 % war ein Malignom die Indikation, Prolapszustände, Blutungen und Myome stellten weitere Indikationen dar. Die Gesamtkomplikationsrate wurde mit 38 % angegeben. Blutungen (25 %) inklusive tranfusionspflichtiger Blutungen (15 %) gehörten zu den häufigsten Komplikationen. Die mittlere Verweildauer im Spital betrug zwei Tage (McHale MP et al.: Obst&Gyn 2021; 137:831–6).
Kommentar
Auch wenn jedem erfahrenen Operateur bewusst ist, dass die sekundäre Zervixstumpfexstirpation technisch anspruchsvoll sein kann, überrascht die hohe Komplikationsrate. Kritisch anzumerken ist, dass nur in 11,5 % der Fälle die Operation laparoskopisch erfolgte. Es kann gemutmasst werden, dass dies hierzulande anders aussähe. Insgesamt geht man davon aus, dass das Risiko für diesen Eingriff nach suprazervikaler Hysterektomie bei etwa 1 % liegt, also insgesamt niedrig ist. Dennoch sollte auch vor dem Hintergrund dieser Daten kritisch hinterfragt werden, wann die Zervix uteri tatsächlich in situ belassen werden sollte.
Martin Heubner
Die Studie aus den USA untersuchte Daten von 40 000 weiblichen und 440 000 männlichen High-School-FussballerInnnen. Das relative Risiko, eine Hirnerschütterung zu erleiden. war für Mädchen fast doppelt so hoch (RR 1.88, 95 % CI 1,69–2,09; p <0,001).
Ob Hirnerschütterungen bei Mädchen einfach häufiger rapportiert wurden, bleibt ungeklärt. Die Autoren kommentieren aber, dass Fussballerinnen schwächere Halsmuskeln und einen kleineren Halsumfang hätten, was umgekehrt proportional sei für lineare und rotationale Beschleunigungen bei Kopfbällen (Bretzin AC. et al.: JAMA NetwOpen 2021;4:e218191).
Kommentar
Diese Daten werden relevant sein, falls sich bestätigt, dass beim Sport erlittene Gehirnerschütterungen das Demenzrisiko erhöhen.
Michael K. Hohl
Eine kürzliche Studie aus Amerika hat die Entwicklung von Zigarettenrauchen und dem Gebrauch von E-Zigaretten im Zeitraum von 2004 bis 2018 analysiert und kam zu folgendem Ergebnis: Es zeigt sich eine deutliche Tendenz zu weniger Zigarettengebrauch mit einer Zunahme der E-Zigaretten.
Sicherlich spielen öffentliche Kampagnen, die sich gegen den Tabakgebrauch richteten und die im 2012 gelauncht wurden, auch einen Einfluss auf diese Zahlen.
Als psychosoziale Risikofaktoren für Zigarettenrauchen waren das männliche Geschlecht, älterer Jahrgang, Zusammenleben mit einem Raucher und Gebrauch anderer Tabakprodukte; im Gegensatz dazu waren E-Zigarettenraucher jünger und mit niedrigem Risiko für den Zigarettengebrauch, wären E-Zigaretten nicht im Umlauf (Creamer MR et al.: U.S. youth, 2004–2018; 2021 Jan; 142:106316).
Annette Kuhn
Eine Metaanalyse von elf Studien mit insgesamt über einer Million übergewichtiger Patientinnen wurde durchgeführt. 9.5 % dieser Patientinnen wurden bariatrisch operiert. Der mediane BMI vor Intervention war in beiden Gruppen gleich (44.8 resp. 44.6). Nach einem medianen Follow-Up von 4.7 Jahren (nach OP) respektive 2.7 Jahren (ohne OP) zeigte sich eine signifikante relative Risikoreduktion von 50 % für die Diagnose von Brustkrebs durch die bariatrische Operation. Auch höhergradige Tumorstadien wurden signifikant seltener in der operierten Gruppe beobachtet.
Kommentar
Der Effekt von Übergewicht auf das Brustkrebsrisiko ist bekannt. Die vorliegenden Daten sind eindrücklich, insbesondere unter Berücksichtigung der relativ kurzen Follow-Up-Zeit (Lovrics O et al., Am J Surg 2021; in press).
Martin Heubner
Kommentar
In dieser Ausgabe der FHA bin ich weniger diversifiziert vorgegangen mit den für Sie gelesenen Studien als sonst. Das hat auch damit zu tun, dass ich meinen Schreibtisch etwas aufgeräumt habe und gerade diese zwei Studien dabei zum Vorschein gekommen sind. Nun, Frauen mit chronischer Hypertonie im ersten Trimenon haben in dieser Studie ein Risiko von 27 %, eine schwere Hypertonie (>160/100 mmHg) zu entwickeln, 23 % für Präeklampsie und 17 % für SGA (Gewicht <5. Perzentile). Diese Komplikationen nehmen nicht ab unter antihypertensiver Medikation! Im Gegenteil, von 11 %, 7 % und 13 % bei Frauen ohne Blutdruckmedikamente auf 22 %, 16 % und 18 % bei normotensiven Frauen unter medikamentöser Blutdrucksenkung und 52 %, 20 % und 21 % bei persistierend hypertensiven Frauen trotz Medikamenten. Es ist etwas enttäuschend, dass gerade in dieser Hochrisikogruppe das Aspirin kaum eine Wirkung zeigt. Weitere Studien werden folgen, welche vielleicht Statine oder Metformin als Prophylaxe verwenden werden.
(Nzelu et al., Am J Obstet Gynecol 2018; 218:337.e1–7)
Luigi Raio
Mammakarzinome haben laut WHO Lungenkrebs übertroffen, auf Platz 3 liegen Kolorektal-Karzinome. Man schätzt, dass weltweit jährlich 2,3 Millionen neue Mamma-Ca Fälle diagnostiziert werden (11,7 % aller Krebserkrankungen). Übergewicht gilt als einer der Haupttreiber dieser Zunahme.
Die WHO schätzt auch, dass ca. 1/3 aller Krebstodesfälle auf Tabak, einen hohen BMI, spärlichen Früchte -und Gemüsekonsum, fehlende körperliche Aktivität und Alkohol zurückgehen (Reuters Health Information 2021, Medscape Feb 02/21).
Michael K. Hohl
(Burkett LS et al.; Obstet Gynecol, 2021; 137:968–78)
Michael D. Mueller
(Al Hendy et al.; N Engl J Med 2021; 384:630–42)
Ruggeri Giovanni