Prof. med. et phil. Lia Bally
1.
Current position
Name: Lia Bally, Prof. Dr. med. Dr. phil. (MD PhD)
Date/Place of birth: 08.09.1987
in Bern
Nationality: Swiss
Languages: German,
English, French, Spanish
Titles: Dr. med/MD (03/2014), Dr. phil./PhD (03/2017, summa cum
laude), Extraordinary Professor (08/2021)
2. Professional appointments
11/2024–to date: President of the Swiss Association for the Study of Obesity
(ASEMO)
11/2024–to date: Board Member of the Swiss Society of Endocrinology and
Diabetes (SGED/SSED)
02/2024–to date: Member of the EASD (European Association of the Study of
Diabetes) Teaching and Education Committee (TEC)
03/2022–to date: Member of the SAMW Senate (Swiss Academy of Medical
Sciences)
09/2021–to date: Board Member of the Swiss Society for Clinical Nutrition
and Metabolism
08/2021–to date: Head of Nutrition, Metabolism and Obesity Services,
Department of Diabetes, Endocrinology, Nutritional Medicine and Metabolism,
Inselspital, Bern University Hospital
09/2018–to date: Head of Research, Department of Diabetes, Endocrinology,
Nutritional Medicine and Metabolism, Inselspital, Bern University Hospital,
Consultant Physician Center for Obesity and Metabolism
03/2017– 09/2018: Clinical fellow, General Internal Medicine, Inselspital,
Bern University Hospital
02/2016–03/2017: Clinical and research fellow, Institute of Metabolic
Science, University of Cambridge and Addenbrookes Hospital, Cambridge UK
11/2013–02/2016: Clinical and research fellow, Department of Diabetes,
Endocrinology, Nutritional Medicine and Metabolism, Inselspital, Bern
University Hospital
3.
Research interests
Diabetes,
Obesity, Nutrition, Metabolic and Endocrine Physiology, Digital Medicine
4.
Peer reviewed grants (main applicant)
Swiss
National Science Foundation, European Foundation for the Study of Diabetes,
Innosuisse, Fondation Johanna Dürmüller-Bol, Swiss
Heart Foundation, Swiss Diabetes Foundation, Swiss Kidney Foundation, Helmut
Horten Foundation, Nestle ISS, Dexcom ISS, Von Tobel Foundation, sitem Insel
support Funds, Novonordisk ISS, Swiss Society of Endocrinology and Diabetes,
Antidoping Switzerland, Alumni Med Bern, Ruth& Arthur Scherbarth
Foundation, Bern Medtech Collaboration Grant, SF Board Med Faculty Bern
5.
Publications
>100
peer-reviewed publications (N Engl J Med. 2018 Aug 9;379(6):547-556; Nat Med.
2021 Aug;27(8):1471–1476; Diabetes Care.
2022
Sep 1;45(9):2076-2083; Diabetes Care. 2023 Apr 1;46(4):864-867; Diabetes Care.
2020 Sep;43(9):2010–2016; Lancet Diabetes
Endocrinol.
2019 May;7(5):368-377; Lancet Diabetes Endocrinol. 2017 Apr;5(4):261-270)
Prof. Annette Kuhn: Liebe Lia, haben Frauen einen anderen Stoffwechsel als Männer?
Prof. Lia Bally: Ja, das biologische Geschlecht beeinflusst den Stoffwechsel wesentlich. Zum Beispiel verbrennen Frauen während körperlicher Belastung prozentual mehr Fette als Männer. Dies zeigt sich vor allem in Ultra-Langdistanzen und in Bergläufen, in denen Frauen den Belastungen länger standhalten. Umgekehrt ist der Anteil an gespeicherten Kohlenhydraten, die für die Energiegewinnung genutzt werden können, bei Frauen geringer als bei Männern. Deswegen können Frauen intensiven Belastungen nicht so lange standhalten wie Männer.
Unterschiede im Stoffwechsel zwischen Frau und Mann lassen sich auf die Geschlechtschromosomen (XX vs. YY) und Sexualhormone zurückführen. Die Sexualhormone ändern sich im Laufe des Lebens, was sich beispielweise in unterschiedlichen Stoffwechselfunktionen vor und nach Eintritt der Menopause äussert.
Ist
Laktoseintoleranz häufiger bei Frauen und postmenopausal?
Laktoseintoleranz
betrifft Frauen und Männer gleich häufig. Generell sind ältere Menschen etwas
mehr davon betroffen, da mit dem Alter die Enzymaktivität etwas abnimmt und
auch sekundäre Ursachen für eine Laktoseintoleranz häufiger auftreten.
Was
hältst Du von ayurvedischer Ernährung – praktisch vegetarisch ohne
Milchprodukte, nur warme Speisen, Hauptmahlzeit am Mittag?
Die
Prinzipien der ayurvedischen Ernährungsweise machen durchaus
ernährungsphysiologisch Sinn und können auch vorteilhaft für die
Stoffwechselgesundheit sein. Ein hoher Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln
(ein Weglassen von tierischen Lebensmitteln wird übrigens nicht gefordert) und
die Vermeidung von prozessierten Produkten wird auch von nationalen und
internationalen Ernährungsempfehlungen unterstützt. Warme Speisen sind leichter
verdaulich als kalte und rohe, bei Verdauungsbeschwerden kann dies eine
gute Strategie sein. In Bezug auf wertvolle Inhaltsstoffe gehen einige mit dem
Kochen verloren (z. B.
solche mit hoher Hitzelabilität oder Wasserlöslichkeit wie Vitamin C oder
Glucosinolate), andere werden durch die Wärmeeinwirkung besser verfügbar (z. B. Lycopin aus Tomaten oder Vitamin A). Eine klare
Mahlzeitenstruktur mit drei Hauptspeisen und Pausen dazwischen ist aus
ernährungsmedizinischer Sicht durchaus sinnvoll. Die Verlagerung der
Hauptenergiezufuhr auf die Mittagszeit kann insbesondere bei angestrebter
Gewichtsreduktion oder Blutzuckeroptimierung vorteilhaft sein.
Können
wir eine spezifische Diät für postmenopausale Frauen empfehlen?
Mit
Eintritt der Menopause erhöht sich das metabolische Risikoprofil von Frauen.
Probleme treten vor allem bei Frauen auf, die bereits etablierte
Stoffwechselprobleme haben oder dazu neigen (z. B. hohe Cholesterinwerte).
…
oder bei Endometriose mit viel Entzündungsproblemen?
Eine
antientzündliche Ernährung kann durch gezielte Auswahl von bestimmten
Ernährungskomponenten (z. B.
Omega-3-Fettsäuren, Isoflavone, Ingwer, Kurkuma) und Minimierung anderer
Komponenten (z. B.
arachidonsäure-reiche Speisen) gewährleistet werden. Antientzündliche
Eigenschaften wurden meist in vitro etabliert, die Evidenzlage für die positive
Beeinflussung entzündlicher Krankheiten ist bisher noch bescheiden. So gibt es
beispielsweise noch keine spezifischen Diätempfehlungen zur Prävention und
Behandlung der Endometriose, einige Ernährungsmassnahmen zeigten allerdings
lindernde Effekte auf Dysmenorrhoe-Beschwerden.
Ist
Verstopfung häufiger bei Frauen als bei Männern? Und warum?
Frauen
sind in der Tat häufiger von Verstopfung betroffen (ca. doppelt so häufig).
Dafür gibt es mehrere Gründe. Neben anatomischen und hormonellen Einflüssen
(weibliche Sexualhormone verlangsamen die Darmmotilität) spielt auch die höhere
Betroffenheit an funktionellen Magendarmkrankheiten bei Frauen eine wichtige
Rolle.
Gibt
es noch etwas, was du uns für eine gesunde und schmackhafte Ernährung mit auf
den Weg geben möchtest? Oder schliessen sich gesund und schmackhaft aus??
Olivenöl
ist ein gutes Beispiel für ein Lebensmittel, das nicht nur gut schmeckt,
sondern auch dem Körper guttut. Ob Lebensmittel gesund oder nicht gesund sind,
hängt v. a. auch
von der Menge und dem übrigen Lebensstil ab. Zudem ist Genuss auch wichtig für
die Lebensqualität und damit auch für die Gesundheit. Manche Menschen
beschäftigen sich so intensiv mit gesunden Lebensmitteln, dass sie letztlich
darunter leiden. Eine zu starke Fixierung auf die „richtige Er-nährung“ kann
die Gesundheit auch beeinträchtigen.
Was
würdest Du jungen Frauen hinsichtlich der Ernährung empfehlen? Anämie ist manchmal in der Gynäkologie ein Problem, aber niemand möchte mehr Fleisch essen. Gibt es gute Alternativen?
Um
bei einer fleischlosen Ernährung einem Eisenmangel vorzubeugen soll auf
ausreichende Zufuhr eisenreicher pflanzlicher Lebensmittel geachtet werden.
Zusätzlich bedarf es oft Strategien, um die Eisenaufnahme zu fördern, u. a. die Kombination mit Vitamin-C-haltigen Speisen und
das Vermeiden gleichzeitiger Einnahme von eisenaufnahme-hemmenden Substanzen
(z. B. Tannine in Tee oder Kaffee,
Calcium in Milchprodukten oder Oxalsäure in Spinat).