Therapie der Hypermenorrhoe durch Myome
Was
Sie schon immer über die Therapie der Hypermenorrhoe durch Uterusmyome wissen
wollten.
Am
27. Juni 2024 fand anlässlich des Jahreskongresses der Schweizerischen
Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Interlaken ein durch Gedeon
Richter organisiertes „Meet the Expert“ zum Thema „Was Sie schon immer über die
Therapie der Hypermenorrhoe durch Uterusmyome wissen wollten“ statt. Anbei
finden Sie einige der spannendsten Fragen und Antworten, die während dieser
Sitzung gestellt wurden.
Frage:
Kann Ryeqo® [Rélugolix (40 mg), Estradiol (1 mg),
Noréthistéronacetat (0,5 mg)] bei Endometriose nach einer Hysterektomie eingesetzt
werden?
Antwort: Die Entfernung der Gebärmutter war in den SPIRIT-Studien
kein formales Ausschlusskriterium, allerdings mussten die Patientinnen vor der
Behandlung eine Menstruation gehabt haben, um an der Studie teilnehmen zu
können. Daher lässt sich mit Sicherheit sagen, dass die in der Studie
untersuchten Patientinnen vor der Studie keine Hysterektomie durchlaufen
hatten [Giudice LC, SPIRIT 1 and 2, Lancet (2022)]. Theoretisch sollten
Endometrioseherde jedoch unabhängig vom Vorhandensein der Gebärmutter auf eine
GnRH-Blockade ansprechen. Es muss jedoch betont werden, dass die Anwendung von
Ryeqo® bei Endometriose in der Schweiz nicht zugelassen ist.
Kann
Ryeqo® zusammen mit Veoza® (Fézolinétant [45 mg])
eingenommen werden?
In
den jeweiligen Fachinformationen von Ryeqo® und Veoza®
sind keine Kontraindikationen oder Wechselwirkungen zwischen den beiden
Medikamenten beschrieben. Es gibt jedoch keine veröffentlichte Studie, die
diese Kombination untersucht hat.
Wie
verändert sich die Qualität der Myome unter der Ryeqo®-Behandlung?
Werden sie glatter, härter? Gibt es einen Unterschied in der Behandlung der
Myome vor und nach der Behandlung? Wie sieht der Vergleich mit Ulipristal
(Esmya®) aus?
Eine
„Erweichung“ von Myomen lässt sich in klinischen Studien nur schwer nachweisen,
da dieser Aspekt nicht eindeutig definiert ist. Es gibt keine Studien, die
Ryeqo mit Ulipristal in Bezug auf die präoperative Behandlung vergleichen.
Allerdings wurde Relugolix® mit Leuprorelin (GnRH-Agonist)
hinsichtlich des operativen Ergebnisses verglichen, ohne dass ein signifikanter
Unterschied festgestellt wurde (Takeda A et al., J Obstet Gynaecol Res [2022]).
Verringert
Ryeqo® die Größe von Myomen?
In
den LIBERTY-Studien wurde keine statistisch signifikante Schrumpfung beobachtet
(Al-Hendy A et al., N Engl J Med [2021]).
Kann
Ryeqo® bei IVF verwendet werden (natürlich außerhalb der Zulassung)?
Es
gibt nur eine Veröffentlichung, die die Verwendung von Relugolix (ohne
Add-Back) in einem IVF-Protokoll untersucht hat. Die Wirkung war im Vergleich
zu Ganirelix- und Cetrorelix-Injektionen unzureichend (Nakao K et al., Reprod
Med Biol [2021]).
Kann
Ryeqo® verwendet werden, wenn eine Frau zuvor an Brustkrebs erkrankt
war, aber geheilt wurde?
Es
liegen keine Daten vor. Das Mammakarzinom, insbesondere bei hormonpositiven
Rezeptoren, ist eine Kontraindikation für Ryeqo®. In spezifischen
Fällen und nach Abwägung von Nutzen und Risiko kann eine Therapie mit Ryeqo®
diskutiert werden.
Ist
Hypertonie eine Kontraindikation für Ryeqo®?
Nein,
jedoch sollte der Bluthochdruck nicht unkontrolliert sein. Da Hypertonie ein
Risikofaktor für Thrombosen darstellt, müssen wie immer alle weiteren
Risikofaktoren der Patientin berücksichtigt und das Risiko-Nutzen-Verhältnis
abgewogen werden.
Kann
Ryeqo® an Frauen verabreicht werden, die älter als 40 Jahre
sind und/oder einen BMI von über 30 kg/m² haben?
Weder
das Alter noch ein BMI >30 stellen eine Kontraindikation dar. Beide
Faktoren erhöhen jedoch das Thromboserisiko, sodass dies letztlich in der Verantwortung
der behandelnden Ärztin oder des Arztes liegt. Das Thromboserisiko bei Ryeqo®
ergibt sich aus dem niedrig dosierten E2 (1 mg). Der Zusatz enthält die
gleiche Hormondosierung und -kombination wie viele HRT-Präparate, die sogar
älteren Patientinnen (peri- oder postmenopausal) verschrieben werden. Die Daten
aus den LIBERTY-Studien zeigen, dass das Durchschnittsalter der Patientinnen
über 40 Jahre und der durchschnittliche BMI über 30 betrugen, ohne dass
eine Thrombose auftrat (Al-Hendy A et al., N Engl J Med [2021]).
Kann
Ryeqo® bei Patienten mit Osteopenie angewendet werden?
Osteopenie
ist keine Kontraindikation, aber Vorsicht ist geboten. Patienten mit
Osteoporoserisiko wurden nicht in die LIBERTY-Studien aufgenommen. Die
Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels empfiehlt, vor der Behandlung
einen DXA-Scan durchzuführen und die Therapie nicht zu beginnen, wenn das
Risiko eines BMD-Verlustes den potenziellen Nutzen der Behandlung überwiegt.
Kann
Ryeqo® an Patienten verabreicht werden, die an Osteoporose leiden?
Nein,
dies ist laut Beipackzettel kontraindiziert, und es liegen keine Daten über
Patienten mit Osteoporose vor, da diese aus den LIBERTY-Studien ausgeschlossen
wurden.
Hat
Ryeqo® weniger Nebenwirkungen als Dienogest?
Diese
Frage lässt sich nicht direkt beantworten. Beide Medikamente haben
unterschiedliche Nebenwirkungen, gelten jedoch allgemein als gut verträglich.
Welche
Behandlung reduziert die Blutung aus Myomen schneller? Ryeqo® oder
eine hormonelle Spirale?
Bei
Ryeqo® wurde bereits nach einem Zyklus ein rascher Rückgang der
Blutung festgestellt. Auch für Levonorgestrel-Spiralen gibt es gute Daten. Eine
aktuelle Veröffentlichung aus dem Jahr 2023 zeigt eine beeindruckende
Verringerung der Menstruationsblutung nach nur drei Zyklen (Creinin MD et al.,
Obstet Gynecol [2023]). Ein direkter Vergleich wurde bisher jedoch nicht
veröffentlicht.
Kann
die Behandlung mit Ryeqo® unterbrochen und wieder aufgenommen
werden, auch mehrmals? Wie lange dauert es, bis die Symptome wieder auftreten?
Der
Beipackzettel empfiehlt eine Unterbrechung der Behandlung nach zwei Jahren.
Ryeqo® kann nach einer Unterbrechung wieder begonnen werden. In der
randomisierten Absetzstudie betrug die mittlere Zeit bis zum Wiederauftreten
der Blutung nach Absetzen der Behandlung 5,9 Wochen (Al-Hendy A et al., Am
J Obstet Gynecol [2023]).
Wird
Ryeqo® rückerstattet?
Leider
wurde die Rückerstattung bisher vom BAG abgelehnt, da befürchtet wird, dass
Ärzte Ryeqo® zu breit einsetzen könnten. Es besteht jedoch die
Möglichkeit einer „Kostengutsprache“.