Der Ruf nach mehr Integration von Alternativmedizin in die Schulmedizin wird immer mal wieder laut, im Zeit-alter von zunehmender Resistenzbildung gegen Antibiotika setzen wir zunehmend mehr pflanzliche – evi-denzbasierte! – Produkte ein als Alternativen zu herkömmlichen Antibiotika. Gut so!
Ein
häufiges Thema um die Alternativmedizin ist die fehlende Datenlage, die die
Anforderung an Wirksamkeit, Tolerabilität und Wirtschaftlichkeit von Therapien
infrage stellt.
Ein kürzlich im JAMA erschienener Artikel, der die Wirksamkeit eines chinesischen Arzeitmittels, Tongxinluo, beim akuten Myokardinfarkt untersucht, hat dies tatsächlich mit sehr guter wissenschaftlicher Methodik gemacht (… sonst wäre das Paper wohl nicht im JAMA publiziert worden …). Bravo – solche Studien wünschen wir uns wirklich für den ganzen Bereich der Alternativmedizin!
Beim Lesen des Artikels stossen Sie auf die Rezeptur des Tongxinluo: Da werden Balsambaum, Palisander, Ginsengwurzel, Pfingstrose, chinesische Dattel, Sandelholz und einwertiger Alkohol miteinander gemischt, sicher nicht schlecht. Dann kommen aber noch Egel (der grösste Anteil …), Zikaden, mandschurischer Skorpion, Bodenkäferbestandteile und rotköpfiger Tausendfüssler dazu, insgesamt also eine Mischung aus zwölf Bestandteilen. Wissen wir genau, was hier wirklich wirkt?
So eine Zusammensetzung hätte in der Schweiz sicher ein Problem, durch eine ethische Begutachtung zur Studiengenehmigung zu kommen, das ist sicher so.
Andererseits: Es ist eine qualitativ sehr gute Untersuchung, an der sich so manche klinische Studie aus der klassischen Schulmedizin eine Scheibe abschneiden könnte.
Vorgängig oft geäusserte Kritikpunkte an die sogenannte „Alternativmedizin“, dass diese so individuell ist, dass man damit keine Studien durchführen kann, sind hier nicht anwendbar.
Wir – die Autoren der Frauenheilkunde aktuell – begrüssen solch qualitativ guten Studien, auch wenn die Aufzählung und die Anzahl der Ingredienzien in unseren schulmedizinischen Augen eher exotisch anmutet!
Alternativmedizin?
Weiter
so!