Schwarze Löcher und Einer fehlt noch!

Schwarze Löcher und Einer fehlt noch!

Seitdem ich eine eigene Küche besitze, gibt es dort jeweils einen Platz, der genau wie ein schwarzes Loch Materie ansaugt.

Zu dieser Materie gehören Kassenbons, Einkaufs­zettel, Garantiescheine (meistens ungeliebte) Briefe, ungeöffnete Post und ein bis zwei Kugelschreiber ­fraglicher Dignität.

Ein wichtiger Bestandteil dieser unübersichtlichen, zusammengewürfelten Masse sind Bonuskarten, in die Stempel hineingedrückt werden, beispielsweise für Kaffee, Dönerbuden oder auch gerne für Damenstrümpfe, Düngemittel und Yoga-Sitzungen. Bei lückenloser Bestempelung winkt eine Belohnung, etwa der 13. Kaffee gratis, ein paar Kniesocken in Fleischfarben oder ein Yoga-Stirnband in Blau-Violett.

Da dieses Ziel meistens fragwürdig, wenig erstrebenswert oder ungesund ist, wandern diese Karten irgendwann bei regelmässig stattfindenden Aufräumaktionen in den Müll.

Der Marketingprofessor Bowen Ruan hat diesbezüglich Konsumentenverhalten analysiert und festgestellt, dass nie für Konsumenten eine Bonuskarte so wertvoll ist, als wenn nur noch ein Stempel fehlt. Sogar wenn sie voll ist, empfindet man sie als nicht so wertig. Mehr als die Aussicht auf eine Belohnung ­werden wir also offenbar von unserem Sammlerdrang angetrieben.

Kurzum – der Weg ist wichtiger als das Ziel, und die Aufgabe verwandele sich zu einem „hedonistischen Wert an sich“, so die Forschungsgruppe.

In Untersuchungen beobachteten die Forscher, dass – sobald einige Stempel auf der Karte vorhanden sind – die Sammlerleidenschaft geweckt wird, dies unabhängig von der Grösse der zu erwartenden Belohnung.

Was steht dahinter?

Der Wunsch, eine einmal begonnene Aufgabe zu beenden? Das ist es wohl.

Ich erinnere mich an Asterix-Sammelklebebilder, die in ein Album geklebt werden mussten, als ich ein Kind war, eine sehr mühsame, langwierige Arbeit, da es einige Kleber wie z. B. Miraculix nur selten gab und man in Kauf nehmen musste, viele doppelte Bilder zu haben, bis es dann mal einen Miraculix gab.

War das Album voll, wurde es nie wieder angeschaut.

Die „Belohnungen“ können es ja kaum sein, stellten doch die Forscher fest, dass in den USA 35 % der ­Kunden ihre Belohnungen erst gar nicht abholen.

Fazit: Zur Besorgnis meines Mannes wird es das Schwarze Loch in der Küche leider wohl immer geben, die Sammelkarten werden bei uns nie voll und eigentlich könnten wir auch gleich darauf verzichten.

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