Morbus Parkinson

Morbus Parkinson

Nein, nicht dieser Parkinson, sondern Cyril Northcote, der die Gesetze für die Geisseln und die Fortschrittsfresser unserer Zeit ,nämlich Regelomanie und Bürokratie, formuliert hat:

  • Am Beispiel der britischen Marine zeigte er ,dass trotz Abnahme der Kriegsschiffe um 2/3 die Zahl der ­Matrosen und Offiziere um 1/3 und die Zahl der Beamten in der gleichen Zeit um 80 % gestiegen waren.
  • Jeder Beamte/Angestellte wünscht, die Zahl seiner Untergebenen, nicht aber die seiner Rivalen zu ­vermehren.
  • Beamte/Angestellte schaffen sich gegenseitig stetig Arbeit (gut zu bemerken in den Ferienzeiten, wo man viel weniger belästigt wird).
  • Bei Sitzungen ist die Zeit, die auf ein Traktandum verwendet wird, indirekt proportional zu den Kosten (die einfachsten Themen werden am ausführlichsten, die schwierigsten mit grösster Kostenfolge am kürzesten besprochen, weil bei ersteren jeder was sagen kann, bei Letzterem die Kompetenz oft fehlt).
  • Jede Arbeit (Aufgabe) lässt sich wie Gummi dehnen, je nachdem wieviel Zeit dafür eingesetzt ist.

Sicher wissen Sie, dass in der Schweiz in den letzten 20 Jahren die Angestellten in Verwaltungen um 30 % ­zugenommen haben, die Bevölkerung nur um 12 % und in Bundesbern auf 100 Beamte ein(e) Kommunikationsbeauftragte(r) zum Pricetag von CHF 168.000 Franken kommt.

Nun ja, es jammern ja alle und wenig geschieht, obwohl John F. Kennedy, charismatischer US-Präsident, ­ausgerufen hat: „One person can make a difference and every person should try“.
Was kann denn jede Frau, jeder Mann an ihrem Ort in ihrer Institution, Praxis, Gremium, Verein, Politik tun??
Nur ein kleines Beispiel: Oft wurden wir in der Spitalleitung (in Vorständen) von Eifrigen mit neuen ­Konzepten konfrontiert, die schriftlich vorlagen.
Anstatt dass wir, die wir gewohnt sind, in unserem Beruf täglich zu verbessern und zu erneuern, wenn uns das Konzept nicht gefällt, eine Grundsatzdiskussion starten nach dem Vorschlag des Staatsphilosophen Montesquieu: „Wenn es nicht nötig ist, etwas zu ändern, ist es nötig, es nicht zu ändern“, sind wir gleich dabei , an Details ­rumzubessern dieser gut gemeinten „neuen“ Konzepte (Bertolt Brecht: „Das Gegenteil von gut ist nicht schlecht, sondern gut gemeint.“).
Das braucht etwas Mut, lohnt sich aber in einer Zeit, wo mit Begriffen wie „Changemanagement“ um sich ­geworfen wird.

Wenn man wie gerade aktuell ins Verzweifeln gerät, wenn Nationalrat Balthasar Glättli den Preis für den „dümmsten Vorstoss der Schweiz“ verliehen erhält mit seinem Vorschlag „mit weniger Arbeit das Klima retten“, können wir vielleicht Trost finden beim grössten Dichter deutscher Zunge, Johann Wolfgang von Goethe ­(nebenbei bei verschiedenen Gymnasien gerade aus dem Lehrplan geworfen):

„Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und wenn es möglich zu machen wäre, ein paar vernünftige Worte sprechen.“

Viel Spass bei der Lektüre des aktuellen Heftes.

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