Covid-Trivia Impfgegnerschaft: ein alter Hut
Wussten Sie, dass die Impfgegnerschaft ihre Wurzeln bereits im 19. Jahrhundert hat?
Die „Anti Vaccination Society“ wurde 1879 in den USA gegründet und richtete sich gegen die Pockenimpfung (Abb. 1).
Der Slogan „liberty cannot be given, it must be taken“ kommt uns heute sehr bekannt vor. Damals wie heute wurden die vorhandenen wissenschaftlichen Fakten infrage gestellt, Politiker angegriffen, Ärzten und Pharmafirmen ökonomische Interessen vorgeworfen (Abb. 2, 3).
In der Nazizeit behauptete der deutsche „Impfgegner-Ärztebund“, dass das Reichsimpfgesetz von 1874 von Juden ausgearbeitet worden sei. Prominente Nazigrössen (Himmler, Hess) waren Impfgegner und der schreckliche Julius Streicher („Der Stürmer“) behauptete, dass Impfungen von Juden als Rassenschande geschaffen worden seien.
Ab Mitte des 20. Jahrhunderts kamen Verschwörungstheorien auf (z. B.: Aids nicht durch HI-Virus, sondern durch Impfungen verursacht).
Eine Umfrage in Deutschland (2016) zeigte, dass etwa 20 % der Bevölkerung eine eher ablehnende Haltung gegen Impfungen hat, ganz ablehnend waren etwa 3–5 %.
Offenbar hängt eine Impfgegnerschaft nicht nur statistisch signifikant mit einer Neigung zu Verschwörungstheorien, sondern auch mit dem Grad des Ekels vor Spritzen oder Blut zusammen!
(Matthew J. et al. ; doi:10.1037/hea0000586)
Beim ersten Lockdown waren die Regale plötzlich leer und als dieses Jahr die Delta-Variante aufkam, begannen erneut einer von zwei US-Amerikanern und -innen wieder zu horten. Andererseits betonen Fachleute, dass immer genügend Papier vorhanden ist, wenn niemand horten würde!
Weshalb also diese Irrationalität?
Menschen sind Herdentiere. Leute werden panisch, wenn z. B. in den Social-Media leere Regale auftauchen und kaufen – obwohl sie zu Hause noch genügend haben – unnötig Klopapier. Man kauft, um ja nicht zu kurz zu kommen.
Eineinhalb Jahre in der Pandemie sind die Menschen extrem auf Gefahren gepolt.
Dabei spielt das limbische System eine wichtige Rolle. Droht Gefahr aktiviert das Hirn Stresshormone, um den Körper bereit zu machen für „fight or flight“.
Nach Beruhigung der Situation (z. B. durch Kauf von Klopapier) wird Dopamin ausgeschüttet, was zu Wohlfühlgefühlen führt.
„Mit Klopapier assoziieren wir eine drohende Gefahr, durch (unnötigen) Kauf des Papieres werden wir chemisch mit Dopamin belohnt“, meint Julie Pike, PhD, Psychologin an der Chapel Hill University N.C, eine Spezialistin für posttraumatische Stressstörungen.
„Ein volles Regal zu Hause wirkt enorm beruhigend: Jetzt kann mir nichts mehr passieren.“
Dies, weil Klopapier im Gegensatz zu vielen anderen Produkten in einer hochentwickelten Gesellschaft offenbar als nicht ersetzbar gilt.
Prof. Frank Farley, Psychologie Professor an der Temple University in den USA, ein Spezialist für Motivationsstudien, meint: „Es ist ein einmaliges Produkt, das als extrem notwendig angesehen wird.“ Es gehört somit zur Überlebensstrategie des modernen Menschen, Klopapier zu haben, da dieses als überlebensnotwendig wahrgenommen wird (Medscape 15.10.2021)
Kommentar
So viel für heute über uns Menschen und wie wir funktionieren.