Wussten Sie schon...

ASRM-21-Version der Müllerschen Missbildungen / Viele urogenitale Menopausensymtome bleiben unbehandelt / Statine senken Inzidenz und Mortalität gynäkologischer Karzinome / Menstruationsbeschwerden und antiretrovirale Therapie / St. nach Fehlgeburt und kardiovaskuläre Risiken / Asymptomatische bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft: nicht therapieren / SARS-CoV 2 im Operationssaal / Anästhesiologisches Volumen hat Bedeutung

… dass die ASRM-21 Version der Müllerschen Missbildungen im November 2021 publiziert wurde? 

(Abb. 1 als Beispiel) (Fertil. Steril. 2021. 116:1328)

Kommentar

Ansprechend sind die sehr klaren und instruktiven bildlichen Darstellungen. Im Gegensatz zur Klassifizierung der ESHRE-ESGE (siehe auch FHA 2020-2:3), welche vor allem auf uterine Missbildungen basieren, Zervix- und Vaginal Missbildungen als unabhängige ergänzende Subklassen zufügen, finde ich die vorliegende der ASRM besonders geeignet, gerade den Betroffenen das Problem optisch einfach darzustellen und anhand der Bilder die therapeutischen Optionen zu erklären.

Michael K. Hohl

… dass jede zweite Patientin mit urogenitalem Menopausensydrom trotz Beschwerden nicht behandelt wird?

Eine kürzliche Studie aus den USA hat getestet, ob sich die Versorgung der vom urogenitalen Menopausensydrom betroffenen Patientinnen durch Traininginstrumente in 18 hausärztlichen und gynäkologischen Praxen verbessern lässt. Insgesamt haben sich 386 ÄrztInnen beteiligt.

Das Training umfasste Online-Training, digitale Diagnose- und Verordnungshilfen sowie Informationsmaterial für Patientinnen.

Während sich die Rate der Atrophie-Diagnose bei den GynäkologInnen signifikant erhöhte, blieb sie in der Primärversorgung mit 3.5 % unverändert niedrig.

Angesichts der geschätzten Prävalenz von ca. 50 % war die urogenitale Atrophie in beiden Gruppen unterdiagnostiziert.

Um die Versorgung betroffener Patientinnen zu verbessern, propagieren die AutorInnen gezieltes Screening sowie Aufklärungskampagnen in der Bevölkerung (Vesco KK Am J Obstet Gynecol 2021; 224:62e1–3).

Annette Kuhn

… dass die Einnahme von Statinen die Inzidenz und Mortalität von gynäkologischen Karzinomen senkt?

Seit einigen Jahren wurden immer wieder Assoziationen von Krebsinzidenz und Statineinnahme beschrieben. Eine Metaanalyse konnte einen solchen Effekt nun auch bei gynäkologischen Tumoren bestätigen. Als ursächlich wird eine Beeinflussung des Mevalonsäurestoffwechsels angenommen, der bei der Karzinogenes eine Rolle spielt (Chen Y et al. EJOG 2021 in press).

Martin Heubner

… dass sich eine antiretrovirale Therapie positiv auf Menstruationsbeschwerden auswirken kann?

100 Frauen mit und 100 Frauen ohne HIV unter antiretroviraler Therapie wurden im Rahmen einer Studie mit standardisierten Fragebögen befragt. Pat. unter genannter Therapie hatten eher eine kürzere Blutungsdauer und weniger menstruationsassoziierte Beschwerden. Ob ein kausaler Zusammenhang mit der Medikation besteht ist unklar, aber biologisch durchaus denkbar (Tempest N et al. EJOG 2021; 265:137–42).

Martin Heubner

… dass auch ein Zustand nach Fehlgeburt in der Vorgeschichte mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten (KVK) später im Leben assoziiert ist?

(Wang Yi-Xin et al. Eur Heart J 2021; 00:1–10)

Kommentar

Diese kardiologischen Journale haben so richtig Gefallen gefunden an geburtshilflichen Themen bzw. Problematiken! Nun, das reproduktive Outcome von Frauen aus der prospektiven, longitudinalen Nurses’ Health Study II wurde mit der Inzidenz von KVK korreliert. Dabei wurde festgestellt, dass je früher und häufiger eine Fehlgeburt im Leben einer Frau aufgetreten ist, desto höher war das Risiko einer KVK, speziell Insult. Diese Assoziation galt nicht mehr für Frauen über 30 Jahre. Die endotheliale Dysfunktion, das AP-Syndrom oder Thrombophilien scheinen hier eine gemeinsame pathophysiologische Erklärung zu liefern; und man kann eine Parallele ziehen zu anderen Assoziationen wie v. a. die Präeklampsie.

Luigi Raio

… SARS-CoV-2 nicht über chirurgische Rauchgase übertragen wird?

Bei der Verwendung von elektrochirurgischen Geräten im Operationssaal können gefährliche Rauchgase entstehen, die sowohl für die PatientInnen als auch für das Operationsteam ein Risiko darstellen. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass elektrochirurgische Rauchgase, die als Nebenprodukt bei der Elektrodissektion und -kauterisierung von Gewebe entstehen, Viren (z. B. HPV) enthalten können. In Zusammenhang mit SARS-CoV-2 wurde postuliert, dass auch dieses Virus über Rauchgase vermittelt werden kann.

In einem Experiment wurde zuerst Hähnchenbrust mit SARS-CoV-2 infiziert. Die Anwesenheit von vitalen SARS-CoV-2 wurde anschliessend im Elektrokauterisationsrauch dieser Hähnchenbrust nach chirurgischer Behandlung mit drei verschiedenen elektrochirurgischen Methoden (25 W monopolarer Schneidestrom, monopolarer Koagulationsstrom und bipolarer Koagulationsstrom) untersucht. Trotz eines sehr hohen Virustiters konnte nach keiner der erwähnten elektrochirurgischen Methoden SARS-CoV-2 im Aerosolkauterisationsrauch nachgewiesen werden. Auch wenn es sich bei diesem Versuch um ein „In-vitro“-Modell handelt, weist es darauf hin, dass Elektrokauter-Rauch mit grosser Wahrscheinlichkeit keine Quelle ist für die Übertragung von SARS-CoV-2 auf medizinisches Personal (Sowerby LJ et al. JAMA Surgery 2021; 156:883–4).

Kommentar

Im elektrochirurgischen Rauch gibt es viele andere Schadstoffe, welche eine Rauchgasevakuierung im OP notwendig machen. Während die Geräte in der Vergangenheit meist laut und sperrig waren, sind die Rauchgasableitungssysteme heutzutage kleiner, leiser, unauffälliger und einfach zu bedienen.

Michael D. Mueller

… das „Anästhesiologische Volumen“ auch eine wichtige Rolle beim frühzeitigen Outcome von komplexen chirurgischen Eingriffen spielt?

In einer Kohortenstudie von über 8096 Erwachsenen, bei welchen ein komplexer chirurgischer Magen- oder Darmeingriff durchgeführt wurde, konnte nachgewiesen werden, dass Patientinnen, die von „hochvolumigen“ Anästhesisten betreut wurden, ein geringeres Risiko für postoperative Komplikationen hatten im Vergleich zu denen, welche von Anästhesisten mit geringerem Volumen versorgt worden sind (Hallet J. et al. JAMA Surg 2021; 156:479–87).

Kommentar

Wie in vielen anderen Bereichen im Leben ist auch bei chirurgischen Eingriffen das Team wichtiger als das Individuum.

Michael D. Mueller

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