Wussten Sie schon

Schädigt COVID-19 die Spermienproduktion?/Hartes Fussballtraining führt zu mehr Mädchen/Angst und Sorgen werdender Väter/Totgeburten fördern Risiko für Nierenerkrankungen/Strahlentherapie in der Kindheit und Überleben nach Mamma-Ca/Verzögerte OP nach DCIS nicht negativ/Sectiokinder und spätere Morbidität/Vorbestehende Hypertonie in der SS in den USA zunehmend/Myomembolisation besser als HIFU/Vestibulodynie und Physiotherapie/HPV-Impfung nach Konisation sinnvoll

… dass COVID-19 auch die Spermienproduktion schädigen könnte?

Ein Forscherteam des Sheba Medical Center in Tel Aviv (Prof. Aderka, D. et al) berichtete über die Ergebnisse einer allerdings noch nicht publizierten Studie mit COVID-19-Patienten.

Bei 13 % aller positiv gescreenten männlichen COVID-19-Fälle fanden die Forscher das Virus in der Samenflüssigkeit. Bei Pat. mit mittelschwerem Krankheitsverlauf wurden einen Monat später Spermiogramme veranlasst. Man fand dabei ein um 50 % niedrigeres Volumen, Konzentration und Motilität.

Bei der Autopsie von 12 an COVID-19 verstorbenen Männern fanden sich Veränderungen sowohl in den Sertoli (Testosteronproduktion) wie auch Leydig-Zellen (Spermienreifung).

Professor Aderka führt dies darauf zurück, dass beide Zelltypen ACE2-Rezeptoren haben, an welche das Virus andockt, um sie dann zu zerstören. Unklar ist, ob diese Veränderungen längere Zeit persistieren oder reversibel sind (Bio NEWS 12.10.2020).

Kommentar

Möglicherweise ein weiterer Schadenort für SARS-CoV-2-Viren!

Langzeituntersuchungen und eine Erweiterung dieser Ergebnisse werden zeigen, ob COVID-19 zu bleibenden Fertilitätsschäden bei Männern führt.

m.k.h.

... dass intensiv trainierende Profifussballer mehr Mädchen als Knaben zeugten?

705 Fussballspieler der obersten Liga in Chile nahmen an der Studie teil. Die Trainings-Aktivität der Fussballer zur Zeit der Konzeption (Geburt – 40 Wochen) wurde in drei Gruppen unterteilt, die bei Fussballern offenbar stark standardisiert sind:

niedriges Volumen/Intensität (V/I): in der Ruheperiode nach der Meisterschaft

mittleres V und I: Während der Spielperiode (Meisterschaft)

hohes V und I: Vorbereitungszeit unmittelbar vor der Spielsaison

Für jedes geborene Kind wurden das Trainingsvolumen und die Intensität zur Zeit der Konzeption berechnet.

Das Alter der Spieler und ihrer Partnerinnen lag zwischen 20 und 30. Die Partnerinnen waren keine Athletinnen.

Ergebnisse:

Die 75 Fussballer erzeugten 122 lebende Kinder: 52 Knaben (42,6 %) und 70 Mädchen (57,46 %) wurden geboren. Sowohl Volumen wie auch Intensität des Trainings beeinflussten das Geschlecht der Kinder p<0,001 (siehe Tabelle 1) (Vaamonde, D et al., Human. Reprod. 2020;35:2613–18).

Kommentar

Die „normale Geschlechterverteilung in dieser Region ist 51 % Knaben und 49 % Mädchen“. Die Autoren vermuten, dass der relativ deutliche Trend zu mehr Mädchen eine Folge der Trainingsintensität sei. Intensivtraining als physiologischer Stress der männlichen Reproduktionsorgane:

erhöhte Kerntemperatur

erhöhte Glukokortikoid Produktion

erhöhter ROS (Oxidativer Stress)

Fussball führt zu einem relativ hohen Metabolismuslevel und fördert offenbar die ROS-Bildung. Es gibt auch Studien die zeigen, dass Training eine direkte rasch einsetzende negative Wirkung auf die Spermiencharakteristika und ­Spermienfragmentation hat (­Vaamonde, D. et al. Fertil Steril 2009;92:1941–46).

Y-Chromosomen sollen stressempfindlicher sein als das X-Chromosom. Natürlich können auch andere Faktoren eine Rolle spielen, die in dieser Studie nicht berücksichtigt worden sind. Interessant wäre zu prüfen, ob das beschriebene Phänomen auch bei anderen Sportarten nachweisbar ist.

m.k.h.

Tab. 1. Trainingsintensität/Volumen und Geschlecht der Nachkommen
Tab. 1. Trainingsintensität/Volumen und Geschlecht der Nachkommen

… dass Angst und Sorge werdender Väter vor allem durch negative Berichte von Dritten verursacht werden?

Väter, die die Geburt ihres ersten Kindes erwarteten, wurden in einer Studie ausführlich über Art und Grund ihre Ängste befragt. Geburtskomplikationen mit maternalen Verletzungen waren die Hauptsorge der Befragten, als Grund wurden die Berichte Dritter genannt. Der Stellenwert unserer Aufklärung wird an diesem Ergebnis deutlich (Sercekus P. et al., EJOG 2020; 254, 231–35).

m.h.

… dass Mütter nach stattgehabten Totgeburten langfristig ein erhöhtes Risiko für Nierenerkrankungen aufweisen?

In einer schwedischen Registerstudie wurden fast 2 Millionen Frauen über bis zu 30 Jahre nachverfolgt, 13 000 davon nach stattgehabter Totgeburt. Nach stattgehabter Totgeburt zeigten Mütter langfristig ein erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenerkrankung inklusive einer terminalen Niereninsuffizienz. Dieser Effekt war interessanterweise unabhängig vom Bestehen einer Präeklampsie oder anderer Komorbiditäten zu beobachten. Die Gründe für diese Assoziation sind unklar, allenfalls liegt eine vorbestehende Prädisposition für kardio-metabolische Erkrankungen zugrunde (Barrett P.M. et al., AJOG 2020; 223:427).

m.h.

… dass das brustkrebs-spezifische Überleben (BCSS) für Frauen nach einer Radiotherapie in Kindheit oder Adoleszenz signifikant ungünstiger ist?

In dieser kalifornischen Studie wurden 107 751 Frauen mit prämenopausaler Brustkrebsdiagnose mit 1147 Frauen verglichen, die ebenfalls prämenopausal an Brustkrebs erkrankt waren, aber die zusätzlich in Kindheit oder Adoleszenz wegen eines anderen Tumorleidens eine Radiotherapie erhalten hatten. Insgesamt war das BCSS für Brustkrebspatientinnen, die bereits in Kindheit/Adoleszenz bestrahlt wurden schlechter: der Effekt liess sich in allen Subgruppen nachweisen (auch in frühen Stadien und bei Brustkrebs mit ansonsten eher günstigen Zusatzkriterien) (Sauder et al. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2020;29:1767–74. DOI: 10.1158/ 1055-9965.EPI-20-0260).

c.l.

… dass eine Verzögerung der ­Operation bei DCIS und frühem estrogenrezeptor-positivem Mammakarzinom das Überleben nicht ungünstig beeinflusst?

Patientinnen mit DCIS und ER-positivem Mammakarzinom (Stadium cT1-2 N0), die zwischen 2010 und 2016 erkrankten, wurden in der National Cancer Database identifiziert. Die Zeit von Diagnose zu OP-Zeitpunkt wurde dokumentiert und ausgewertet. Mehr als 98 % der Patientinnen erhielt die Operation innerhalb von 120 Tagen. Ein relevanter Anteil von Patientinnen, die eine neoadjuvante endokrine Therapie erhielten, wurde erst nach mehr als 120 Tagen operiert. Eine verlängerte Zeitdauer bis zur OP bei Patientinnen mit DCIS führte häufiger zu einem Upstaging zu frühem invasivem Brustkrebs. Ein Upstaging bei den invasiven Frühstadien unter neoadjuvanter endokriner Therapie wurde nicht beobachtet. Insgesamt zeigte sich kein Unterschied bezüglich des Overall Survivals in Abhängigkeit des Operationszeitpunktes für DCIS oder endokrin vorbehandelte Frühstadien. Dies ist auch im ­Hinblick auf mögliche Therapie-Verzögerungen unter Covid-19-Aspekten eine wichtige Beobachtung (Minami et al., J Am Coll Surg 2020;231:434e447).

c.l.

… dass Kinder, welche per Sectio entbunden werden, ein höheres Risiko haben, in den folgenden 5 Jahren wegen v. a. respiratorischen, gastrointestinalen und viralen Infektionen hospitalisiert zu werden?

Kommentar

Auch diese Studie zeigt, dass „how to be delivered matters“! So konnten einige andere Studien ebenfalls zeigen, dass die Sectioentbindung mit mehr metabolischen und auch immunologischen Problemen und Krankheiten (Diabetes, Asthma) später im Leben assoziiert sein kann und nicht nur mit kurzfris­tigen, postnatalen Adaptations­störungen wie Atemproblemen. (Chaplin AB et al. Psychol Med. 2020).

l.r.

… dass die Rate an vorbestehender Hypertonie in der Schwangerschaft in den Vereinigten Staaten von 2008 zu 2017 deutlich zugenommen hat und v. a. in den ländlichen Gebieten sich die Problematik sogar verdoppelt hat?

Kommentar

Wenn man die Entwicklung von anderen kardiovaskulären Problemen wie Übergewicht und v. a. Adipositas sowie Diabetes in der amerikanischen Bevölkerung betrachtet, so erstaunen diese Resultate nicht. Neben dem Stadt-Land-Gefälle besteht natürlich auch ein Unterschied beim Vergleich von Altersgruppen. So fanden die Autoren in der Alterskategorie von Frauen 15–19 Jahre eine Prävalenz von 8.6 (Land) bzw. 7.2 (Stadt) auf 1000 Lebendgeburten. Bei den „over forty“ waren es gar 69.4 (Land) und 45.9 (Stadt) pro 1000 Lebendgeburten. Offensichtlich ist das Landleben in den USA weniger gesund als man meint. (NA Cameron; vorgetragen am American Heart Association ­Scientific Session 2020)

l.r.

… dass nach einer Myomembolisation eine signifikantere Linderung der Symptome und eine Verbesserung der Lebensqualität sowie eine niedrigere postoperative Reinterventionsrate im Vergleich zur HIFU-Ablation von Myomen erreicht wird? Die Schwangerschaftsrate ist im Vergleich jedoch nach Myomembolisation niedriger.

In einer Metaanalyse wurden die klinischen Auswirkungen einer Embolisation der uterinen Arterien (UAE) zur Behandlung von symptomatischen Uterusmyomen mit denen der hochintensiven fokussierten Ultraschallablation (HIFU) verglichen. Insgesamt wurden sieben Artikel (fünf Studien) mit 4592 Frauen mit symptomatischen Uterusmyomen in die Metaanalyse eingeschlossen. Verglichen mit der HIFU-Ablationsgruppe waren die Abnahme der „Uterusmyomsymptome“ sowie die Erhöhung der Lebensqualitätswerte zum Zeitpunkt der Nachuntersuchung in der UAE-Gruppe höher, mit einer mittleren Gesamtdifferenz von 19,54 (95 % CI 15,21–23,87; p <0,001) bzw. 15,72 (95 % CI 8,30–23,13; p <0,001). Die Frauen in der UAE-Gruppe hatten eine signifikant niedrigere Re-Interventionsrate (RR 0,25; 95 % CI, 0,15–0,42; p <0,001). Im Vergleich hatten Frauen nach UAE eine signifikant niedrigere Schwangerschaftsrate als Frauen in der HIFU-Ablation (RR 0,06; 95 % CI, 0,01–0,45; p = 0,006). Der Unterschied in der Inzidenz unerwünschter Ereignisse zwischen beiden Gruppen war statistisch nicht signifikant (p = 0,53) (Liu L et al; JMIG [2020] doi.org/10.1016/j.jmig.2020.11.004).

Kommentar

Es wäre falsch schlusszufolgern, dass die HIFU-Ablation bei nicht abgeschlossener Familienplanung besser als eine UAE ist, da verschiedene Co-Faktoren bei der Metaanalyse nicht ausgeschlossen werden konnten. Des Weiteren haben andere Studien nachgewiesen, dass bei Kinderwunsch die chirurgische Therapie den konservativen Therapien überlegen ist.

m.d.m.

… dass die provozierte Vestibulodynie erfolgreich mit Physiotherapie behandelt werden kann?

Die provozierte Vestibulodynie (PVD, vulväre Vestibulitis, Vestibulitis-Vulvae-Syndrom, lokalisierte vulväre Dysästhesie) ist die häufigste Form der oberflächlichen (introitalen) Dyspareunie. Schmerz wird durch introitalen Druck verursacht. Die Behandlung ist komplex und wird kontrovers diskutiert. Sie kann unter anderem eine Psychotherapie, die Anwendung von topischem Lidocain, Capsaicin oder Cromoglycat sowie weitere Therapieansätze beinhalten. Meist ist eine multimodale Therapie für das Schmerz­management sinnvoll. Nur wenn die konservativen Therapien gescheitert sind, kann, in seltenen Fällen, auch eine chirurgische Therapie indiziert werden.

In einer kanadischen prospektiven, multizentrischen und randomisierten Studie mit 212 Teilnehmerinnen wurde die Wirksamkeit einer multimodalen Physiotherapie im Vergleich zu einer topischen Anwendung von Lidocain untersucht. Die Patientinnen wurden nach dem Zufallsprinzip (1:1) ­entweder in eine Gruppe mit einer wöchentlichen Physiotherapie-­Sitzung oder in eine Gruppe mit topischer Applikation von Lidocain (5 % Salbe) über Nacht, für zehn Wochen, zugeteilt. Bei den standardisierten Physiotherapie-Sitzungen wurden Beckenboden-Entspannungsübungen mit Biofeedback, manuelle Therapien, Triggerpunktmassagen und Dilatationen durchgeführt.

Die Beschwerden der Patientinnen wurden vor, unmittelbar nach und sechs Monate nach Abschluss der Therapie bewertet. Die Gruppenzuordnung war für die Prüfperson, welche die Beschwerden erhoben hat, die Studienverantwortlichen und die Datenanalysten maskiert. Als primärer Endpunkt wurde die Dyspareunie (Skala 0–10) definiert. Sekundäre Endpunkte waren die Schmerzqualität (McGill-Melzack Pain Questionnaire), die sexuelle Funktion (Female Sexual Function Index), die Sexualbelastung (Female Sexual Distress Scale), die Zufriedenheit (numerische Bewertungsskala von 0 bis 10) und der Eindruck der Teilnehmerinnen von Veränderungen (Patient Global Impression of Change).

Die Studie konnte nachweisen, dass die multimodale Physiotherapie zu einer deutlichen Verbesserung aller gemessenen Parameter führte und wirksamer als die topische Anwendung von Lidocain war. In der „Physiotherapie-Gruppe“ empfanden 79 % der Frauen eine deutliche bis sehr ausgeprägte Verbesserung im Gegensatz zur Lidocain-Gruppe, wo nur 39 % eine Verbesserung verspürten (P <0,001) (Morin M et al, AJOG 2020; doi.org/10.1016/j.ajog.2020.08.038).

Kommentar

Die Ergebnisse dieser Studie liefern starke Beweise dafür, dass eine gezielte und standardisierte Physiotherapie die typischen Beschwerden der provozierten Vestibulodynie verbessert und deshalb als ein möglicher erster Therapieansatz angesehen werden sollte.

m.d.m.

… dass eine HPV-Impfung nach einer Konisation die Häufigkeit von Rezidiven signifikant reduziert?

Die Impfung gegen das humane Papillomavirus (HPV) ist für die Prävention von Gebärmutterhalskrebs sicher und effizient. Es handelt sich jedoch um eine prophylaktische Impfung. Seit einigen Jahren wird kontrovers diskutiert, ob eine HPV-Impfung auch nach einer Exzisionsbehandlung von höhergradigen zervikalen intra­epithelialen Neoplasie (CIN 2+) sinnvoll ist. In einer Metaanalyse mit einer gesamten Studienpopulation von 21 059 Patientinnen (3939 Impfungen gegenüber 17 150 Kontrollen) konnte eine signifikante Risikominderung für die Entwicklung neuer hochgradiger intraepithelialer Läsionen nach HPV-Impfung (relatives Risiko [RR] 0,41; 95 % CI [0,27; 0,64]) nachgewiesen werden, und dies unabhängig vom HPV-Typ. Eine altersabhängige Analyse zeigte keine Unterschiede zwischen Frauen unter 25 Jahren (RR 0,47 (95 % -CI [0,28; 0,80]) und Frauen, die älter als 25 Jahre (RR 0,52 (95 % -CI [0,41; 0,65]) waren. ­Insgesamt müssen 45,5 Frauen geimpft werden, um ein CIN2+-Rezidiv zu verhindern (Jentschke M et al, Vaccine 2020; 38: 6402–6409).

Kommentar

Diese Metaanalyse zeigt, dass nach chirurgischer Entfernung einer höhergradigen Dysplasie den Patientinnen eine HPV-Impfung empfohlen werden kann, denn nach der Impfung kommt es zu einer signifikanten Risikoreduktion für die Entwicklung eines CIN2+-Rezidivs. Patientinnen, welche älter als 26 Jahre sind, müssen jedoch darauf hingewiesen werden, dass sie vor der Impfung eine Kostengutsprache bei ihrer Versicherung einholen, denn die meisten Versicherungen bezahlen die Impfung in diesen Situationen nicht.

m.d.m.

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