FHA Persönlich - Was ist so schwer beim Schwerpunktexamen Operative Gynäkologie?

Schwerpunktexamen operative Gynäkologie können spannend, unterhaltsam oder anders sein. Ich finde es immer sehr packend, in andere OPs, Sprechstunden und Ansichten hereinzuschauen und die Problemlösung anderer Kollegen zu erleben. Für den Kandidaten ist diese Situation immer Stress, keine Frage; wer denkt aber schon je an die Prüfer??

Die Vorarbeit war gemacht, die Unterlagen parat, der Termin vereinbart, Examinator und Protokollführerin haben sich geeinigt, mit dem gleichen Auto zum Prüfort anzufahren, der Examinator (wir verraten natürlich nicht, wer das war, aber er kommt aus dem Oberland) verspricht, die Protokollführerin abzuholen, dies kurz vor eins.

Kurz vor eins klingelt das Telefon. Examinator hat sich bei der Ausfahrt Bern verfahren – WIE BITTE?? – und ist leicht verspätet. Schaffen wir es rechtzeitig? Na klar! (… eine Woche später verfährt sich übrigens die Autorin an genau der gleichen Ausfahrt!).

Wie immer – es handelt sich um ein bewährtes Team – ist die Unterhaltung während der Fahrt spannend und angeregt, selbst die sonst so langweilige Autobahnfahrt wird zum Abenteuer, dies besonders, als das moderne Hybridauto plötzlich von alleine seine Geschwindigkeit auf 72,5 Kilometer pro Stunde verringert, was uns imperativ auf den Pannenstreifen zwingt. Ein Blick zur Benzinuhr – OH GRAUENVOLLER SCHRECK! – wir haben keinen Sprit mehr! Batterie auch nicht aufgeladen, tja …

Wir zuckeln mittlerweile mit 23 Stundenkilometern zur nächsten Ausfahrt, auf dringlichster Suche nach einer Tankstelle. Je langsamer wir werden, desto weniger lässt sich unser Gefährt beschleunigen. So, dass wir mit einem letzten Keuchen zwar die Tankstelle erreichen, nicht aber die Zapfsäule: Vier Meter vor der berühmten Säule bleibt der Panzer stehen, lässt sich auch nicht anschieben und will überhaupt nix mehr. Mist! (Bilddokumentation bei der Autorin verfügbar …)

Der Prüfungstermin rückt in bedrohliche Nähe, die Protokollantin beschliesst, das Sekretariat zu informieren und murmelt irgendetwas von „unüberwind­baren technischen Schwierigkeiten“, na ja …

Wie bekommt man denn da jetzt das Benzin rein – es fehlen tatsächlich ca. vier Meter zwischen Einfüllstutzen und Zapfsäule. Schnell ist ein Benzinkanister gefunden, gefüllt und – es kleckert und kleckert und kleckert daneben, nur wenig Benzin gelangt tatsächlich in den Tank!

Mittlerweile kommt der Tankstellenbesitzer heraus, um zu schauen, was für Chaoten da Benzin in seiner Tankstelle versprühen; zwischenzeitlich wurde aber der technische Fehler gefunden: Vielleicht hätte man aus dem Verbindungsrohr des Kanisters die Gebrauchsanweisung und die Aufkleber „Vorsicht! Feuergefährlich!“ herausnehmen sollen???

Nun – der Tank ist gefüllt, die Kollateralschäden behoben, der Tankstellenbesitzer wieder im Büro, wir auf dem Weg in den OP.

Mit hängender Zunge kommen wir an, ziehen uns um, treffen auf den nicht minder gestressten Kandidaten, absolvieren alle gemeinsam, störungs- und unfallfrei, die Schwerpunktprüfung.

Der Kandidat ist bestens vorbereitet, die praktische Prüfung läuft wie geschmiert, der Theorieteil auch.

Bestanden – der Kandidat sowieso, der Examinator allemal, die Protokollführerin führt hiermit Protokoll, und alle sind – um eine humoristische Begebenheit ­reicher!

Examinator und Protokollführerin verabschieden sich mit dem gegenseitigen Versprechen, die Begebenheit diskret zu behandeln und keinem weiterzuerzählen …

Natürlich … 

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