Postmenopausale Gewichtszunahme ist eher hormonabhängig/ Zervix-CA erhöhen Zweitkarzinomrisiken (oropharyngeal und anal)/ Künstliche Gebärmutter für extreme Frühgeburten/ Ovulationshemmer und depressive Symptome bei Adoleszentinnen/ Riesensaurier/ Abortrisiko nach Amniozentese oder Chorionbiopsie niedriger als angenommen/ Verzögerte Nabelschnurabnabelung und Blutverlust/ Keine Antibiotikaprophylaxe bei TVT-Einlage?/ Levonorgestrel-Spirale bei Adenomyose erfolgreich/ Hyaluronsäure Gel Installation bei Abort-Curettage
In einer aktuell veröffentlichten grossen Metaanalyse wurden 201 Studien eingeschlossen, die sich mit der Zunahme des Körperfettanteils bei Frauen befassten. In der Analyse kommen die Autoren zum Schluss, dass eine Gewichtszunahme eher alters- als hormonabhängig erfolgt. Die Verteilung des Fettgewebes allerdings ist hormonabhängig unterschiedlich, postmenopausal überwiegt das zentrale Fettverteilungsmuster, welches bekanntermassen mit den typischen metabolischen Risiken assoziiert ist (Ambikairajah A et al. AJOG 221, 5, Nov 2019).
m.h.
Wir wissen, dass sowohl Zervixkarzinome als auch eine erheblicher Anteil oropharyngealer und analer Karzinome HPV-assoziiert auftreten. In einer retrospektiven Studie mit über 20 000 Patientinnen mit Status nach Zervixkarzinom wurde untersucht, wie deren langfristiges Risiko für das Auftreten von Zweitkarzinomen einzuschätzen ist. Vor allem im langfristigen Verlauf über zehn Jahre nach der Erstdiagnose zeigte sich ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Anal- und Oropharynx-Karzinomen. In Beratung und Nachsorge der Patientinnen sollten diese Ergebnisse berücksichtigt werden (Papatla KA et al. AJOG 221, 5, Nov 2019).
m.h.
Ein Team der Universität Eindhoven erhielt soeben einen Forschungsgrant (EU Horizon 2020) zur Entwicklung einer künstlichen „Gebärmutter-Plazenta“ innert der nächsten fünf Jahre.
Das Frühgeborene wird dann in einer streng regulierten Flüssigkeit liegen, via Nabelschnurgefässe mit einer künstlichen Plazenta verbunden sein und durch ein komplexes Monitoringsystem überwacht werden. So hofft man, die kritische Zeit zwischen der 24. und der 28. SSW zu überbrücken, bis lebenswichtige Organe reif genug sind für ein Leben ausserhalb (Eindhoven University of Technology News, Oct. 8, 2019).
Kommentar
Positive Ergebnisse in Tierversuchen mit einem „Biobag“ (Tierfeten in Flüssigkeit, Gasaustausch via Nabelschnurgefäss ausserhalb des „Bags“; Nature Comm 2017; 8:15112) bilden die Grundlage zu diesem komplexen Projekt. Gelänge ein Durchbruch, wäre dies ein grosser Schritt zur Reduktion schwerster Komplikationen und Behinderungen von frühen Frühgeborenen.
Erste Erfolge beflügeln natürlich auch Ideen und Gedanken zur Exogenese (die derzeit eine reine Utopie sind) als Alternative zur Uterustransplantation (Bulletti, C., Simon, C. Fertil Steril 2019; 112:446)
m.k.h.
In der Kohortenstudie mit 1010 Adoleszentinnen mit einem follow-up von neun Jahren fand man bei 16-jährigen Frauen unter OH erhöhte Depressionscores im Vergleich zu Kontrollen ohne OH (0.40 vs. 0.33; p <0.001) (signifikant häufiger waren auch vermehrtes Weinen, Essprobleme und erhöhte Schläfrigkeit). Die Gesamtkohorte (alle 16- bis 25-Jährigen) unterschied sich hingegen nicht von den Kontrollen (JAMA Psychiatrie 2019, doi:10.1001/jamapsychiatrie:2019.2838).
Kommentar
Auffällig waren unter
Ovulationshemmer die Jüngsten im Kollektiv (16-Jährige). Daraus folgt, dass man
auch junge OH-Benützerinnen beim follow-up nach Symptomen gezielt befragen
sollte.
m.k.h.
Forscher der Uni Bonn konnten zeigen, dass
Sauropoden (Abb. 1) ihre langen Hälse wie Mähmaschinen über die Grasfelder
schweifen liessen, ohne die Riesenkörper zu bewegen (Energiesparmodus), wobei
die scharfen, schildkrötenartigen Zähne die Pflanzen abrissen und diese dann
ohne zu kauen direkt in den Magen verfrachtet wurden. Nun identifizierten die
Forscher eine damals weit verbreitete Pflanze (Equisetum, zur
Schachtelhalm-Familie gehörend), welche mehr Energie und Proteine enthielt als
alle anderen Pflanzenarten (inkl. 16 neuzeitliche Gräser) (Wissmann, Sander et
al., Paleontology, doi:10.1126/Science. aa28956).
m.k.h.
(Salomon LJ et al. Ultrasound Obstet Gynecol 2019; 54:442–451)
Kommentar
In dieser systematischen
Literaturübersicht mit upgedateter Metaanalyse konnte erneut gezeigt werden,
was die „NIPT-Verkäufer“ nicht gerne hören. Nach AC wurde ein Risiko von
generell 0.30 % (95 % CI 0.11 bis 0.49 %) bzw. bei gleichem Risikoprofil
0.12 % (95 %CI–0.05 bis 0.30 %) und bei CVS 0.20 % (95 %CI–0.05 bis 0.30 %)
bzw. –0.11 % (95 %CI –0.29 bis 0.08 %) berechnet. Ich glaube, wir sollten
sofort vor unseren Patientinnen aufhören, von invasiv vs. nicht-invasiv zu
sprechen, und dass der diagnostische Weg (CVS oder AC) durchaus seine
Legitimation hat, wenn nicht sogar wesentliche Vorteile aufweist als das fetale
DNS basierte Screening.
l.r.
(Purisch SE et al. JAMA 2019; 322:1869–1875)
Kommentar
Somit haben wir kein
gutes Argument gegen ein „delayed cord clamping“ bei der elektiven Sectio. Es
ist auch tatsächlich so, dass die Kinder davon profitieren, und zwar mit einem
höheren Hämoglobin (siehe auch „Für Sie kommentiert“ in dieser Ausgabe). Über
32 Wochen wäre auch ein
Ausstreichen der Nabelschnur möglich, womit die Operationszeit (unwesentlich)
verkürzt werden könnte.
l.r.
Eine brandneue Studie hat prospektiv bei Patientinnen, die eine mitturethrale Schlinge wegen Belastungsinkontinenz bekommen haben, untersucht, ob eine Einmaldosis Antibiotikaprophylaxe einen Vorteil bringt.
Die Patientinnen wurden in eine Gruppe mit und eine ohne Antibiotikaprophylaxe randomisiert, und es gab keinen Unterschied zwischen beiden Gruppen hinsichtlich einer postoperativen Infekthäufigkeit!
Angesichts
zunehmender Resistenzen, potenzieller Allergien und deren Morbidität lässt sich
hoffen, dass sich diese Resultate in die Praxis übersetzen lassen und wir in
Zukunft auf diese Prophylaxe verzichten werden (Rudnicki M, Jakobsson U,
Teleman P: Impact of per-operative antibiotics on the urinary tract infection
rate following mid-urethral sling surgery for urinary incontinence: a
randomized controlled trial. Int Urogynecol J. 2019 Nov27.
doi: 10.1007/s00192-019-04156-9. [Epub ahead of print])
a.k.
In einer prospektiven Longitudinalstudie über 1100 Frauen hat eine chinesische Gruppe nachgewiesen, dass die Levonorgestrel-Spirale in der Behandlung der symptomatischen Adenomyose in der Langzeittherapie wirksam ist. Nach der Einlage einer Levonorgestrel-Spirale hatten die Patientinnen ein Follow-up-Termin nach 3, 6, 12, 24, 36, 48 und 60 Monaten. Das primäre Outcome der Studie war eine Verbesserung der Symptome; sekundäre Outcomes waren: Ausstossen der IUD, Veränderungen im uterinen Volumen, CA-125-Veränderungen, Blutungsmuster und Nebenwirkungen. Insgesamt wurden 374 Patientinnen über 60 Monate verfolgt. Sowohl die „Visual Analog Scale“, die Verbal Rating Scale, das Hämoglobin, das Uterine Volumen und das CA 125 zeigten auch nach fünf Jahren eine statistisch signifikante Verbesserung. Die Häufigkeit von Nebenwirkungen war mit <10 % akzeptabel (Int J Gynaecol Obstet. 2019; 146: 357–363).
Kommentar
Die Einlage einer
Levonorgestrel-Spirale stellt sicher die effizienteste Art und Weise dar, eine
symptomatische Adenomyose auf einfache Art zu behandeln. Die Einlage einer
Levonorgestrel-Spirale sollte bei einer Adenomyose deshalb immer die Therapie
der ersten Wahl sein. Reicht diese nicht aus, kann immer noch auf eine perorale
medikamentöse Therapie übergegangen werden.
m.m.
In einer Metaanalyse haben Fey und Mitarbeiter die aktuelle Datenlage der postoperativen intrauterinen Instillation von Hyaluronsäure-Gel nach Abort-Curettagen untersucht. Nach strengen Auswahlkriterien konnten vier Studien in die Metaanalyse eingeschlossen werden (625 Patientinnen insgesamt). Die Analyse konnte nachweisen, dass sowohl die Anzahl wie auch die Ausdehnung von mittelschweren bis schweren intrauterinen Adhäsionen zum grössten Teil dank einer intrauterinen Applikation von Hyaluronsäure verhindert werden konnten. Die intrauterine postoperative Instillation von Hyaluronsäure-Gel hatte jedoch keinen Einfluss auf die Ausbildung von milden intrauterinen Verwachsungen. Auch die Schwangerschaftsrate nach Abort-Curettage war in der Gruppe von Patientinnen, bei welchen postoperativ Hyaluronsäure-Gel instilliert wurde, im Verlauf fast doppelt so hoch wie bei Patientinnen, die kein Hyaluronsäure-Gel bekommen haben (Eur J Obstet & Gynecol Reprod Biol 244 [2020] 1–4].
Kommentar
Um intrauterine Verwachsungen zu vermeiden, werden heutzutage die meisten Frühaborte konservativ medikamentös behandelt. Falls jedoch eine Abort-Curettage notwendig ist, scheint die postoperative Instillation von einem Hyaluronsäure-Gel eine wirksame Prophylaxe zu sein, um intrauterine Adhäsionen zu vermeiden.
m.m.