Dass Immunsuppression mit einem erhöhten Risiko für HPV assoziierte Dysplasien einhergeht, ist bekannt. In einer Studie an knapp 400 Frauen mit Status nach Organtransplantation wurde das Risiko quantifiziert. Neben zervikalen intraepithelialen Neoplasien (~10 %) traten bei 5 % auch vaginale, vulväre und anale Dysplasien auf. Die Vorsorge hat bei diesen Frauen daher eine herausragende Bedeutung (Thimm MA et al., Obstet. Gynecol. 2019; 134:2).
m.h.
In einer Multicenterstudie wurden insgesamt über 1200 schwangere Patientinnen randomisiert. Alle Patientinnen hatten Risikofaktoren wie Übergewicht, arterielle Hypertonie oder Hypertriglicerid ämie. Die Patientinnen im experimentellen Arm erhielten in der Schwangerschaft dreimal eine individualisierte Ernährungsberatung. Diese Interventionen führten zu einer 35 %igen Risikoreduktion für Gestationsdiabetes sowie zu einer signifikant geringeren Gewichts zunahme in der Schwangerschaft. Das allgemeine mütterliche und kindliche Outcome wurde allerdings nicht signifikant beeinflusst (Al Wattar BH et al., PlosOne Med 2019; 16:7).
m.h.
Der Fingerabdruck eines jeden Menschen ist einzigartig und kann zur Identifizierung von Personen herangezogen werden. Die Autoren der Studie haben 71 Patienten untersucht, die eine Chemotherapie mit oder ohne Capecitabine erhielten. Bei mehr als zwei Dritteln der Patienten in der Capecitabine-Gruppe (67.6 %) wurden Veränderungen des Fingerabdrucks nach der Therapie beobachtet im Gegensatz zu keiner einzigen Veränderung in der Vergleichsgruppe ohne Capecitabine. Offensichtlich war die Veränderung des Fingerabdrucks unabhängig von der Capecitabine- Dosis und Zyklusanzahl. (Yaghobi, J.A. et al., J Clin Pharm Ther 2019; 44: 780–787)
c.l.
Eine soeben publizierte Studie, die in der Klinik in Helsinki, in der das TVT entwickelt wurde, durchgeführt wurde, hat randomisiert ein Bulking Agent (Bulkamid ®) gegenüber klassischen TVT-Schlingen in ein Non-Inferiority- Set-up verglichen. Insgesamt 221 Patientinnen mit Belastungsinkontinenz wurden in einen Bulking-Arm und einen TVT-Arm randomisiert, das primäre Outcome war die Patieninnenzufriedenheit, sekundäre Outcomes der Hustentest und die Komplikationsrate. Nach einem Jahr waren 95 % der TVT-Gruppe und 59.8 % der Bulking-Gruppe sehr zufrieden, 95 % der TVT-Gruppe und 66.4 % der Bulkamid-Gruppe hatten einen negativen Hustentest. Perioperative Komplikationen traten allerdings mit n = 23 in der TVT-Gruppe deutlich häufiger auf gegenüber n = 3 in der Bulkamid-Gruppe, und alle Reoperationen (n = 6) passierten in der TVT-Gruppe wegen Komplikationen. Die Schlussfolgerung der Autoren ist, dass Patientinnen, für die vor allem eine möglichst vollständige Heilung wichtig ist, ein TVT angeboten bekommen sollten, diejenigen, die eher Angst vor Komplikationen haben, sollten ein Bulking Agent offeriert bekommen. Immerhin waren 60 % der Bulking-Gruppe auch sehr zufrieden mit einem negativen Hustentest bei zwei Dritteln, was für den primären Einsatz der Bulking Agents spricht. Wir sind insgesamt ja eher zurückhaltend mit dem primären Einsatz von Bulking Agents; die vorliegende Studie unterstützt dies jedoch, wenn auch die untersuchte Non-Inferiority nicht bestätigt werden konnte (Itkonen F. AM et al., J Urol. 2019 Sep 3:101097JU 0000000000000517. doi: 10.1097/ JU.000000000000051).
a.k.
Das Royal College of Obstetricians and Gynaecologists (RCOG, UK) führte eine grössere Befragung (1200 Frauen im Alter von 18 bis 65 Jahren) zu Fertilitätsfragen durch. Diese erfolgte als Antwort auf die Beratung im House of Lords mit der Absicht, die Zehn-Jahres-Limite für Kryokonservierungen zu verlängern. Interessant war, dass 50 % der 18- bis 25-Jährigen sich Sorgen um ihre Fertilität machten und 80 % die bestehenden Informationen zu Fertilitätsfragen als widersprüchlich und unübersichtlich beurteil-ten. 28 % befürworteten ein sogenanntes „fertility coaching“ (RCOG News 2019;19.3.).
Kommentar
Fruchtbarkeitfragen sind auch für junge Frauen ein Thema. Erstaunlich ist die hohe Zahl (44 %), die über eine Oozyten-Konservierung nachdenken. In den USA ist die Zahl der „egg-freezing“-Zyklen von 8825 Zyklen im Jahr 2016 auf 10 936 in 2017 angestiegen (Daten von SART). In der Schweiz ist die Nachfrage kleiner, aber auch mit steigender Tendenz. Ein Problem ist sicher die gesetzliche Limitierung der Kryokonservierung auf zehn Jahre. Es macht Sinn, das Thema Fertilität auch bei jungen Frauen anlässlich der Jahreskontrolle anzusprechen (siehe auch unser Artikel: „social freezing“ – weg vom negativen Touch!, FHA 2017;26:1 – online unter www.frauenheilkundeaktuell. ch).
m.k.h
Die meisten Berichte über Schluckkomplikationen sind bei Multivitamin- und Calciumtabletten beschrieben worden. Diese machen 76.4 % der Fälle aus. Offensichtlich unterliegen diese „Lifestyle“-Medikamente nicht den Empfehlungen z. B. der FDA. Diese besagen, dass allgemein die grösste Dimension von Tabletten 17 mm nicht überschreiten sollte. Im Schnitt waren die „verschluckten“ Medikamente meist über 19 mm gross. Wenn wir bedenken, wie vielen Frauen in der Schwangerschaft und auch in der Menopause in gutgemeinter Absicht Multivitamine und Spurenelemente verschrieben werden! (Punzalan C et al., Swallowing Problems and Dietary Supplements: Data From U.S. Food and Drug Administration Adverse Event Reports, 2006–2015. An In Med 2019; https://annals.org)
l.r.
Diese Geschichte passt ja ganz gut in die aktuelle Diskussion bzgl. der zunehmenden Erderwärmung! Das Risiko einer Flexion des Wachstums war v. a. dann zu erwarten, wenn die Schwangere im 2. und 3. Trimenon höheren Umgebungstemperaturen ausgesetzt war. Untersucht wurden knapp 30 Millionen Geburten von 1989 bis 2002 in den USA. Die Prävalenz von SGA und Geburtsgewichts-z-Scores wurden mit Klimadaten korreliert. Hohe Umgebungstemperatur wurde als Temperatur >90. Perzentile definiert. Der Zusammenhang zwischen Temperatur und Wachstum ist komplex und hat nicht nur eine Reduktion der uterinen Durchblutung als Basis (Sun S et al., Ambient temperature and markers of fetal growth: A retrospective observational study of 29 Million U.S. singleton births. Environ Health Perspect 2019; 127:6).
l.r.
Das ist erstaunlich! Wieder ein Zusammenhang zwischen Infektion und plazentagebundenen Problemen. Die Erklärung ist indes nicht einfach und es gibt auch keine Studien, welche zeigen, dass eine Eradizierung von Helicobacter den outcome verbessert oder umgekehrt der Versuch sogar grössere Nebenwirkungen neoadjubewirkt. Diese Metaanalyse sollte man aber ernst nehmen und wagen zu behaupten, dass bald randomisierte Studien erscheinen werden, welche dieser Frage nachgehen werden. Bleiben wir am Ball (Zhang Y et al., The risk of Helicobacter pylori infection for adverse pregnancy out comes: A systematic review and meta‐analysis. Helicobacter. 2019;24: e12562).
l.r.
Die Daten von 1661 Patienten (Durchschnittsalter: 79 Jahre) mit Ovarialkarzinom wurden aus der National Cancer Database extrahiert und analysiert. Die meisten Patientinnen litten an einem Ovarialkarzinom Stadium III–IV (95 %) und 51 % hatten einen serösen Tumor in der definitiven Histologie. Von den Patientinnen, die keine primäre Operation hatten, erhielten 58 % eine alleinige Chemotherapie und die anderen Patientinnen bekamen eine Neoadjuvante Chemotherapie (NACT). Der Einsatz von NACT stieg von 28 % auf 50 % in den Jahren 2004– 2007 bis 2012–2014 (p <0,001). Im Vergleich zur NACT-Gruppe waren die Patienten, welche nur eine Chemotherapie erhielten, älter (80 vs. 78 Jahre; p <0,001) und hatten eine Erkrankung in einem fortgeschrittenen Stadium (98 vs. 91 %; p <0,001). Das 5-Jahres-Gesamtüberleben der gesamten Studiengruppe betrug 14 %. Patientinnen, die eine NACT erhielten, hatten ein assoziiertes Überleben von 25 % im Vergleich zu nur 7 % in der Gruppe der Patientinnen, welche nur eine Chemotherapie allein (p <0,001) bekamen. In der multivariablen Analyse konnte gezeigt werden, dass eine NACT ein unabhängiger Prädiktor für ein verbessertes Überleben war (HR = 0,44, 95 % CI: 0,36–0,54; p <0,001). Zunehmendes Alter (80– 84 Jahre) (HR = 1,35, 95 % CI: 1,12–1,63; p = 0,002), fortgeschrittene Erkrankung (Stadium III–IV) (HR = 2,06, 95 % CI: 1,37–3,09; p = 0,001) und eine Histologie mit klarzelligen Tumoren (HR = 2,17, 95 % CI: 1,10– 4,28; p = 0,03) zeigten ein schlechteres Ergebnis. [Klein DA et al.; Am J Obstet Gynecol (2019). doi: 10.1016/j.ajog.2019.07.050]
Kommentar
Bei Ovarialkarzinom-Patientinnen > 75 Jahren sollte eine genaue präoperative Evaluation des Allgemeinzustandes und der Operabilität entsprechend definierten Kriterien (z. B. Frailty Index) durchgeführt werden, denn eine neoadjubewirkt vante Chemotherapie gefolgt von einer Debulking-Operation ist im Vergleich zu einer alleinigen Chemotherapie auch bei älteren Patientinnen mit einem höheren Gesamtüberleben verbunden.
m.m.
Im Rahmen der Nurses’ Health Study II (NHSII), einer prospektiven Kohortenstudie, welche Daten seit 1989 erhebt, wurde der mögliche Einfluss der Einnahme von Milchprodukten in der Adoleszenz untersucht. 1998, als die Teilnehmerinnen der Studie zwischen 34 und 51 Jahre alt waren, wurden sie aufgefordert, einen 124 Punkte enthaltenden Fragebogen (HS-FFQ) betreffend ihre Essgewohnheiten während der Schulzeit auszufüllen. In der Studie wurden Patientinnen aufgenommen, welche berichteten, dass bei Ihnen eine Endometriose laparoskopisch nachgewiesen wurde. Fünfhunderteinundachtzig der 32 868 Frauen, welche den Fragebogen 1998 ausgefüllt haben, gaben an, dass bei ihnen eine Endometriose laparoskopisch nachgewiesen wurde. Frauen, welche während der Adoleszenz mehr als vier Mal täglich Milchprodukte eingenommen hatten, hatten ein 32 % nied rigeres Risiko, später eine Endometriose zu entwickeln im Vergleich zu Frauen, welche einmal täglich oder keine Milchprodukte eingenommen haben (95 % CI = 0.47–0.96; Ptrend = 0.04). Vor allem der regelmässige Konsum von Joghurt und Eiscreme waren mit einem erniedrigten Risiko für Endometriose verbunden. Frauen, welche in der Adoleszenz zwei- oder mehrmals wöchentlich Joghurt eingenommen haben, hatten eine Risikoabnahme um 29 %, eine Endometriose diagnostiziert zu bekommen (95 % CI = 0.52–0.97; Ptrend = 0.02). Frauen, welche in der Adoleszenz ein- bis mehrmals täglich Eiscreme kon sumiert haben, hatten sogar eine Risikoabnahme um 38 %, eine Endometriose zu entwickeln [Nodler JL et al.; Am J Obstet Gynecol (2019). doi.org/10.1016/j.ajog. 2019.09.010].
Kommentar: Es ist wichtig zu versuchen, Risikofaktoren zu identifizieren, welche sowohl die Entstehung wie das Fortschreiten einer Endometriose beeinflussen können. Ob man allen Adoleszentinnen anraten soll, täglich eine oder mehrere Eiscremes zu essen, sei jedoch dahingestellt.
m.m.