Angesichts total fehlender Schuhläden musste ich auf lokale „Schuhmacher“ zurückgreifen, die an klein geschnittene Autoreifen (!) Schnüre bastelten und – voilà – die lokale Sandale war fertig. Preisgünstig, unbequem, Einheitslook. Haltbar. Seitdem nie mehr erreicht (auch nicht wirklich erstrebenswert).
Vor einigen Jahren galt besonders die Herrensandale irgendwie als Problemfall, auch wenn sie nicht im Sudan hergestellt wurde, stellte sie doch auf fast vulgäre Weise den männlichen Fuss zur Schau – dieser ist meistens ja nicht wirklich pedikuriert, poliert oder gar enthornt. Schlimmer kann Mann es nur machen – sorry, Jungs! –, indem man darin Socken trägt, die Farbe ist dabei irgendwie egal, finde ich.
Als Folgemodell entwickelte sich die Trekkingsandale als Prototyp der Bequemlichkeit; die Luftzirkulation funktioniert, dies aber deutlich zum Preise der Ästhetik.
Jenseits der Antike hatte die Sandale bei Frauen im 18. Jahrhundert einen Revival, die Attraktivität des weiblichen Fusses sollte durch möglichst auffällige Schnürtechniken gesteigert werden. Preislich gilt bei den Sandalen ähnlich dem Bikini: Je weniger, desto teurer. Mein absolut einschneidendstes Erlebnis ereignete sich letztes Jahr in Monaco, wo ein Kongress stattfand, zu dem mich mein Chef genötigt hatte. Das Programm hatte Lücken, in denen ich in ein nah gelegenes Einkaufszentrum entschwand. Die Läden sahen nett aus, es gab allerdings nichts, was ich unbedingt erhaschen wollte, BIS auf ein nettes Paar Sandalen, eigentlich einem Nobelmodell von Flip-Flops, gleicher Schnitt, aber die beiden knappen Strippen, die das hoffentlich gebräunte Füsschen zieren sollten, waren mit Glitzer besetzt. Sonst nix Besonderes. Kein Fussbett. Kein Absatz. Kein Nerzfell. Keine Diamanten. Einfach Flip-Flops.
Irgendwie hatte ich bei der Inspektion des Preises nicht die richtige Brille dabei, wobei ich hätte schon wachsam werden müssen, als mir – morgens um 10! – beim Besuch eines SCHUHLADENS ein Glas Champagner angeboten wurde, was ich selbstverständlich dankend ablehnte.
Mein Französisch ist nicht glänzend, aber passabel, wobei mein Mann aber sagt, dass ich in jeder Sprache generell und immer ein Problem mit den Zahlen habe. Als an der Kasse die LED-Anzeige dann aber 989 stattliche Euro anzeigte, dachte ich, ich könne meinen Augen und Ohren nicht wirklich trauen, egal ob mit oder ohne Brille. Ich fand, dass ich bereits genügend Schuhe benutze, keine Flip-Flops für mich diesmal.
Unten ohne hat offenbar seinen Preis, nicht nur in Monaco. Der zumindest gepflegte Fuss gehört dazu, dies bei Jungs und bei den Mädels. Ein bisschen Farbe dazu ist doch auch nett.
Und seien wir doch mal ehrlich: Wer möchte auf der Rolltreppe vor sich ungepflegte Primatenstampfer in dreckverkrusteten tarnfarbenen Trekkingmodellen sehen?
Das geht nicht im Stadtdschungel. Dann doch lieber unten mit!